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Imagination und Genauigkeit

Verschränkungen in Künsten und Wissenschaften

Erschienen am 08.12.2021
16,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783958083363
Sprache: Deutsch
Umfang: 196 S., mit 5 Farb- u. 24 S/W-Abbildungen
Format (T/L/B): 1.5 x 21 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Genauigkeit gilt in vielen kulturellen Bereichen - von der wissenschaftlichen Forschung bis zur Pünktlichkeit eines Zuges - als erstrebenswertes Ideal. Nicht selten werden hierbei präzise technische Apparaturen ebenso wie organisatorische Kompetenzen und perfektionierte menschliche Fähigkeiten als Hinweise dafür genannt, es handle sich um genaue Verfahren. Doch was macht diese genauer als andere Prozedere, etwa die präzise sprachliche Übertragung einer Übersetzerin? Woran sind solche Vorstellungen, Ideale und Verfahren von Genauigkeit gekoppelt - und welche Rolle übernimmt hier eigentlich die Imagination? Entgegen der verbreiteten Annahme einer Gegensätzlichkeit von Imagination und Genauigkeit verhandelt der Sammelband gerade deren Verschränkungen in Wissenschaften und Künsten. Robert Musil hat dieses Verhältnis auf die Frage zugespitzt, was denn eine genaue Abhandlung über die Ameisensäure am Jüngsten Tag überhaupt nützen würde - dass gleichzeitig aber auch jeder Vorstellung des Jüngsten Tags zu misstrauen sei, die nicht einmal die Ameisensäure genau erforscht habe. Diese zwei Seiten des Bestrebens, die Welt zu verstehen, finden sich wieder in Musils Idee einer "phantastischen Genauigkeit". Doch wie verbindet sich der Fokus auf Fakten und Gewissheiten, auf die Etablierung von Gesetzen und Regeln, die überprüfbar und genau sind, mit jenem imaginären und "phantastischen" Teil, der allererst neue Möglichkeitsräume denken lässt? Solchen Transfer- und Konfliktmomenten von Genauigkeit und Imagination widmen sich die Beiträge des interdisziplinären Sammelbands. Von den Aufzeichnungsprozessen von Pulskurven über kartografische und statistische Übertragungsleistungen bis zu künstlerischen Praktiken aus Literatur, Malerei und Video Art wird eine Reihe unterschiedlicher Episoden vorgeschlagen, in welchen die Auslotung dieses Verhältnisses einen Anfang findet. Mit Beiträgen von Lisa Cronjäger, Larissa Dätwyler, Stephan Graf, Felix Hempe, Aurea Klarskov, Lucas Knierzinger, Li-Chun Lee, Judith Sieber und Laura Valterio.

Autorenportrait

Larissa Dätwyler ist Doktorandin an der Universität Basel und erforscht die absichtliche künstlerische Sichtbarmachung von Korrekturverfahren (sog. Pentimenti bzw. Reuezüge) in der französischen Malerei der Moderne, insbesondere im Oeuvre von Henri Matisse. Die Vertiefung kunsthistorischer Problemstellungen durch begriffsgeschichtliche Analysen führt sie u.a. zum historischen und philosophischen Diskurs um den aufrichtigen Künstler, das authentische Werk und deren Beurteilbarkeit in der Moderne. Aurea Klarskov ist Doktorandin an der Universität Basel. In ihrem Dissertationsprojekt zu Marcel Duchamp untersucht sie anhand der Werknotizen und der Praxis des Künstlers seine Denk- und Arbeitsprozesse. Ihr Interesse an philosophischen und wissenschaftstheoretischen Hintergründen künstlerischer Arbeit vertieft sie durch die philologische Untersuchung der Schriften des Künstlers. Dieser interdisziplinäre Ansatz ermöglicht das Nachdenken über künstlerische Modelle von Körper und Bewusstsein oder dem Verhältnis von Determinismus und Zufall in künstlerischen Prozessen. Lucas Knierzinger ist Doktorand an der Universität Basel mit einem Forschungsschwerpunkt in der deutschen Literatur ab 1900. Sein Interesse liegt dabei auf dem Schreiben als Kulturtechnik, der Verbindung von Ästhetik und Arbeit sowie auf Formaten des Dokumentarischen. Er arbeitet an der Schnittstelle von Literatur zu anderen Medien und Künsten wie auch zur Wissensgeschichte und beschäftigt sich am liebsten mit Texten, die etwas wagen.