Mit 14 Jahren kam Shahak Shapira gemeinsam mit Mutter und Bruder nach Deutschland, aus einer israelischen Siedlung im Westjordanland in die Stadt Laucha in Sachsen-Anhalt. Jetzt erinnert er sich mit bissigem Humor an seine Jugend als Außenseiter. Shahak Shapira erzählt, dass ihn nicht viel an Israel hielt, als die Mutter entschied, nach einer konfliktreichen Scheidung zu ihrem neuen Freund in die deutsche Provinz auszuwandern. Er sei in der Schule nicht beliebt gewesen, habe keine Freunde gehabt, auch kein gutes Verhältnis zu seinem wenig fürsorglichen Vater.
Ein saukomisches, todernstes Buch über Deutsche, Juden, Muslime – und einen Nazi mit Wolfgang-Petry-Frisur. Als Außenseiter fühlt er sich auch auf dem Gymnasium in Laucha, wo er wahlweise dem Spott ausgesetzt ist, ein Ausländer oder ein Jude zu sein. Im rechtsextrem belasteten Milieu der Kleinstadt erkämpft er sich gleichwohl das normale Leben eines Jugendlichen.
Dreierlei war für ihn entscheidend. Er war es leid, Beleidigungen, Drohungen, Schläge hinzunehmen, nur weil er Jude ist. Nicht er, sondern die "Angreifer" sollten Angst bekommen angesichts seiner Gegenwehr. Und schließlich verweist er darauf, dass gerade die Deutschen wie kein anderes Volk einen moralischen Kompass hätten, sich zu erinnern, wozu Menschen fähig seien, wenn sie hassen.
Für den jugendlichen Einwanderer des Jahres 2002 wurden die Umlaute der deutschen Sprache das "Vermächtnis des Bösen, eine letzte Bastion gegen integrationswillige Fremdvölkische". Und Shahak Shapira hat sie genommen, sonst hätte er nicht derart gekonnt all die Phrasen der Alltagssprache verwenden können, um mit viel Spott einen ersten Wurf seiner Lebenserinnerungen aufzuschreiben.
Gern nutzt er den reichen Schatz an Füllwörtern, mit denen sich gut dumm schwätzen lasse. Und konsequent vermeidet er eine relevante Schlussaussage, verabschiedet er sich lieber mit einem knappen "Tschüs"!
Kein Betroffenheitsbuch, keine Anklage oder gar Abrechnung. Mit bewundernswerter Leichtigkeit und schwarzem Humor schreibt der, der durchaus Grund gehabt hätte, selbst radikal zu werden. Der Leser verschluckt sich an seinem eigenen Lachen, weil der Hintergrund so bitterernst ist, meint die Neue Presse